Thermisch sanieren

Dachsanierungen gehen heute weit über das Austauschen von Eindeckmaterialien hinaus, meist wird im Zuge dessen auch eine thermische Sanierung vorgenommen. Die Kombination von Zwischensparrendämmungen mit diffusionsfähigen Aufsparrendämmelementen erweist sich dabei als effizienteste Variante.
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Thermische Sanierung während des Aufbaues auf dem Steildach eines Einfamilienhauses
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In vielen Fällen gehen Dachsanierungen heute mit thermischen Sanierungen einher. Gängige U-Werte, die bei etlichen Fördermodellen für die Förderungswürdigkeit zu erreichen sind, liegen bei ≤0,17W/m²K (kann in einzelnen Bundesländern variieren). Diese U-Werte sind in fast allen Fällen mit der bestehenden Konstruktion aufgrund nicht ausreichend zur Verfügung stehender Sparrenhöhe nicht erreichbar. Bei gängigen Sparrenhöhen von 14 bis 16 Zentimeter lassen sich mit klassischen Zwischensparrendämmungen U-Werte von ca. 0,3–0,33 W/m²K (Holzanteil von 14,7 Prozent miteingerechnet) erreichen. Um allerdings einen U-Wert von ≤0,17W/m²K zu erreichen, wäre eine Zwischensparrendämmung mit einer Höhe von rund 28 cm erforderlich. Das kann nur mit einer meist aufwendigen Sparrenaufdopplung erreicht werden.

Eine Alternative dazu stellt die Untersparrendämmung dar. Der Nachteil liegt hier allerdings im Wohnraumverlust. Die effizienteste Variante, um die geforderten U-Werte ohne aufwendige Sparrenaufdopplung oder Wohnraumverlust durch eine Untersparrendämmung zu erreichen, ist eine Kombination von Zwischensparrendämmung und einer diffusionsfähigen Aufsparrendämmung. Auch in Hinblick auf die zu erreichenden Schalldämmwerte ist diese Variante empfehlenswert.

Luftdichtheit, Winddichtheit, Taupunkt

Sobald man sich mit dem Thema Dämmung beschäftigt, ist man mit Luftdichtheit, Winddichtheit und Taupunkt konfrontiert. Die Luftdichtheit ist für die Funktion der gedämmten Dachkonstruktion ausschlaggebend und auch in diversen Regelwerken und Normen gefordert:

  • ÖNORM B 4119 – Planung und Ausführung von Unterdeckung und Unterspannung

  • ÖNORM B 8110-2 – Wärmeschutz im Hochbau – Wasserdampfdiffusion mit Kondensationsschutz

  • OIB RL 6 – Energieeinsparung und Wärmeschutz

Die Luftdichtheitsschichte wird üblicherweise rauminnenseitig angebracht. Bei Sanierungen mit Kombinationsdämmungen kann die Luftdichtheitsschichte auch direkt unter der Aufsparrendämmung eingebaut sein. Diese ist umlaufend luftdicht an Traufe und Giebelmauerwerk anzuschließen. Das Detail in Abbildung 1 zeigt den Anschluss mittels Compribändern und Anpressbrett im Traufenbereich. Analog dazu erfolgt die Ausführung im Ortgangbereich.

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Abb.1: Detail: Anschluss mittels Compribändern und Anpressbretts im Traufenbereich (schematische Darstellung).

Argumente für luftdichte Ausführung

  • Luftdichte Ausführungen schützen vor Kondensatbildung (Tauwasser). 
    Strömt warme Raumluft bei kälteren Außentemperaturen durch den Bauteil hindurch, wird die Raumluft dementsprechend abgekühlt. Die Feuchtigkeit, die aufgrund der Abkühlung nicht mehr in der Raumluft gehalten werden kann, fällt als Kondensat aus und schlägt sich an den angrenzenden Bauteilen und Materialien nieder. Kondensat, das aufgrund fehlender Luftdichtheit, also durch Konvektion, verursacht wird, führt in den meisten Fällen zu erheblichen Bauschäden (Schädigung der Tragkonstruktion, Schimmel- und Pilzbildungen), da die Menge an eingetragener Feuchtigkeit nicht mehr ab- bzw. rücktrocknen kann. Durch Konvektion wird mehr als das 1.000-Fache an Feuchtigkeit eingetragen als durch Diffusion.

  • Luftdichte Ausführungen verhindern Wärmeverluste. 
    Aufgrund der durch Konvektion eingetragenen Feuchtigkeit sinkt der Dämmwert vieler Dämmstoffe bei Durchfeuchtung erheblich ab. Dies führt zu einem erhöhten Energieverbrauch.

  • Luftdichte Ausführungen verbessern den Wohnkomfort.

  • Luftdichte Ausführungen verhindern Zugluft in Räumen und tragen zu einem besseren Schallschutz von Konstruktionen bei. 
    Die Winddichtheitsschichte wird im Gegensatz zur Luftdichtheitsebene auf der Bauteilaußenseite angebracht. In der Praxis erfolgt die Herstellung der Winddichtheit durch die Verklebung der Unterdeckbahn, die auf dem Aufsparrendämmelement aufkaschiert ist und mit vorkonfektionierter Doppelklebezone bei Längs- und Querstößen ausgestattet ist. Die beiden Abziehfolien werden zusammen abgezogen. Die Doppelklebezone ist zusätzlich mit einem Roller anzudrücken.

Argumente für winddichte Ausführung

  • Schutz der Wärmedämmung vor Durchströmung. 
    Wind lässt bereits bei kleinen Fugen kalte Außenluft in die Dämmebene eindringen und diese durchströmen. Dies verschlechtert nicht nur den U-Wert des betroffenen Bauteils, sondern verschiebt auch den Taupunkt der jeweiligen Konstruktion weiter nach innen. Das erhöht die Gefahr von schädlichen Kondensatbildungen.

  • Eine winddichte Ausführung unterstützt die rauminnenseitige Luftdichtheitsschichte.

  • Schutz vor Flugschnee und Staubeintrieb.

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Abb.2: Detail: Beispiel der luft- und winddichten Einbindung des Dachfensters - oberer und unterer Anschluss.

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Abb.3: Beispiel der luft- und winddichten Einbindung des Dachfensters - seitlicher Anschluss.

Wesentlich für die einwandfreie Funktion der Dachdämmung ist die Auslegung und Auswahl der entsprechenden Dämmmaterialien, der diffusionshemmenden und der winddichten Schichten. Empfehlenswert ist es, hier bereits in der Planungsphase die Hersteller mit einzubeziehen. Viele Hersteller bieten kostenlose bauphysikalische Überprüfungen und Planungshilfen an. In der Sanierung kommt es häufig vor, dass die Räumlichkeiten im Dachgeschoß bewohnt sind und eine Sanierung von außen notwendig wird. Dies hat zum Nachteil, dass die rauminnenseitige diffusionshemmende Schicht nicht einfach erneuert werden kann. Es gibt die Möglichkeit eine dafür geeignete diffusionshemmende Schicht von außen schlaufenförmig in das Sparrenfeld einzulegen (siehe Abb. 4).

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Abb.4: Schlaufenförmig verlegte, diffusionshemmende Schicht.

In der Praxis ist es hierfür oft notwendig, unter der zu verlegenden diffusionshemmenden Schicht noch ca. fünf Zentimeter starke begehbare Platten, zum Beispiel Mineralfaserplatten, einzulegen, um die neue Schicht nicht mit Schrauben, Nägeln und sonstigen Durchdringungen zu perforieren. Auch die Verklebung der diffusionshemmende Schicht mit Mauerbank/Sparren gestaltet sich hier aufwendig. Ob die Bestandsdämmung weiterzuverwenden ist, zeigt der Zustand der Dämmung. In den meisten Fällen wird die Mineralfaserdämmung erneuert oder zumindest mit einer neuen Dämmung ergänzt. Als Variante zur schlaufenförmig verlegten diffusionshemmenden Schicht kann diese auch oberhalb der Sparren verlegt werden (Abb. 5). 

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Abb.5: Diffusionshemmende Schicht oberhalb Sparren.

Beispielaufbau

Für Aufbauten dieser Art eignen sich Dämmungen mit einer möglichst hohen Diffusionsfähigkeit bei gleichzeitig hoher Dämmleistung. Das Produkt ClimaComfort von BMI zum Beispiel zeichnet sich durch einen geringen Diffusionswiderstand von nur μ=35 und einer sehr geringen Wärmeleitfähigkeit aus. Die geschlossenzellige Struktur des Resol- Hartschaums ist für die herausragenden Lambda- Werte des Dämmsystems verantwortlich. So wird ein Lambda-Wert des Dämmstoffs für Dämmstoffstärken von 60 – 120 mm mit λ = 0,020 W/mK und für 140 – 160 mm λ = 0,021 W/mK erzielt. Somit können geringe Aufbauhöhen realisiert werden. Aufgrund des Verstärkungsgitters an der Unterseite sind die ClimaComfort-Dämmelemente nach GSBAU 18 durchtrittsicher. Somit können die Dämmelemente bedenkenlos direkt auf den Sparren ohne darunterliegender Schalung verlegt werden.

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Abb.6

Der sd-Wert der diffusionshemmenden Schicht sollte nicht höher liegen als jener der aufgebrachten Dämmelemente. Je nach Dicke der ClimaComfort- Dämmung variiert der sd-Wert zwischen 2,1 und 5,6 Meter. Sollte Feuchtigkeit im Zwischensparrenbereich anfallen, so kann diese nach Außen diffundieren.

Bei der Auslegung der Dämmung ist darauf zu achten, dass der Taupunkt im äußeren Drittel der Konstruktion also in der Aufsparrendämmung liegt. Im Zwischensparrenbereich darf es nicht kühler als rund 12 Grad Celsius werden, damit keine Kondensation stattfinden kann. Je wärmer die Raumluft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann Sie transportieren (siehe Abb. Taupunktkurve). Würde man also Raumluft mit 20 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent auf rund 12 Grad Celsius abkühlen ist der Taupunkt erreicht. Die abgekühlte Raumluft ist zu 100 Prozent mit Feuchtigkeit gesättigt.

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Abb.7

Erfahrungsgemäß reicht es in vielen Fällen aus, dieselbe Höhe an ClimaComfort-Aufsparrendämmung zu verlegen, wie Zwischensparrendämmung vorhanden ist. Die exakt benötigte Aufbauhöhe ist durch einen entsprechenden bauphysikalischen Nachweis zu eruieren. Sollten Dämmungen mit einem höheren Diffussionwiderstand verbaut werden, sind unter Umständen höhere Dämmstärken erforderlich.

Arbeitsschritte der Sanierung

Arbeitsschritte einer entsprechenden Sanierung gestalten sich wie folgt:

  • Abdeckung der Bestandsdachdeckung

  • Verlegung der Mineralfaserdämmung im Zwischensparrenbereich, sofern notwendig

  • Vollflächige Verlegung der diffusionshemmenden Schichte (z. B. Wallint T3 Sk2 Plus).

Wesentlich bei der Verlegung ist die luftdichte Anbindung an Traufe, Giebelmauerwerken und Durchdringungen wie Gauben und Kamine. Dafür empfiehlt sich der Einsatz von systemgerechten Klebe- und Dichtmaterialien. Nur durch systemgerechte Verbindungsmittel ist auch sichergestellt, dass es keine Materialunverträglichkeiten an den Baustoffen gibt.

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Abb.8: Luft- und winddichte Durchführung von Lüftungsleitungen.

An der Traufe empfiehlt es sich, ein Anschlagholz in derselben Höhe der Aufsparrendämmung zu montieren. Dieses erleichtert die Montage von den ersten Dämmelementen, da diese nicht abrutschen können und eine entsprechende Flucht vorgegeben ist. Des Weiteren kann am Anschlagholz ein Traufblech montiert werden, das mit der Unterdeckbahn der Dämmelemente verklebt werden kann.

Auf der neuen diffusionshemmenden Schicht werden die Dämmelemente verlegt und die aufkaschierte Unterdeckbahn mit integrierter Doppelklebezone regensicher und winddicht verklebt.

Zur Lagesicherung der Dämmung und um die auftretenden Lasten der neuen Dachdeckung in die Tragkonstruktion einzuleiten, werden die Konterlatten mit Spezialschrauben durch die Dämmelemente in die Sparrenkonstruktion verschraubt. Dabei werden die Systemschrauben, die den Windsog aufnehmen, senkrecht zur Dachneigung eingeschraubt.

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Abb.9: Befestigung der Ausparrendämmung mittels Systemschrauben.

Um auch die Schubkräfte, die später auf die gesamte Konstruktion mit der Dachdeckung einwirken, aufzunehmen und in die Tragkonstruktion sicher einzuleiten, werden zusätzlich noch Systemschrauben im Winkel von 60 Grad zur Dachneigung eingeschraubt. Die erforderliche Schraubenanzahl ergibt sich dabei aus einer statischen Berechnung, welche die Anwendungstechnik der Hersteller durchführt.

Je nach Dachneigung ist unter den Konterlatten mit entsprechenden Nageldichtmitteln zu arbeiten, um Wassereintritte durch die Schraubkanäle zu verhindern. Die Auswahl der passenden aufeinander abgestimmten Produkte wird immer wichtiger. Daher arbeiten viele Dachdeckerbetriebe bei ihren Modernisierungsaufgaben auch mit Dachsystemen mit aufeinander abgestimmten Elementen. Das bringt Vorteile und Erleichterungen beim Einbau, aber vor allem auch für alle Baubeteiligten größere Sicherheit, da diese Dachsysteme häufig mit zusätzlichen Herstellergarantien ausgestattet sind. 

Fazit

Hochleistungsdämmstoffe wie zum Beispiel Clima Comfort von BMI tragen durch ihren günstigen Lambda-Wert dazu bei, die Dachoptik durch geringere Aufbauhöhen ästhetisch ansprechend gestalten zu können. Darüber hinaus bieten diffusionsfähige Aufsparrendämmsysteme eine hohe Funktionssicherheit für den Wärme- und Feuchteschutz.

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