Regenwasser kann in großen Mengen zur Gefahr für jedes Flachdach werden. In Extremfällen führt Niederschlag zu Verformungen am Dach und beeinflusst die Statik negativ. Aus diesem Grund ist eine leistungsfähige Entwässerung über Dachrinnen/Kehlen oder Dachabläufe (Gullys) bei der Flachdachplanung sicherheitsrelevant. Zudem muss auch an eine Notentwässerung gedacht werden.
Für die richtige Umsetzung müssen Normen eingehalten und Leistungsberechnungen durchgeführt werden. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Punkte zum Thema Dachentwässerung beim Flachdach vor.
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Zur konkreten Planung müssen verschiedene Normen beachtet werden, die alle Bestimmungen und auch Berechnungsregeln beinhalten:
DIN 1986: Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke
DIN 1986-3:2004-11 Teil 3: Regeln für Betrieb und Wartung
DIN 1986-30:2012-02 Teil 30: Instandhaltung
DIN 1986-100:2016-11 Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056
DIN EN 1253 Abläufe für Gebäude - Teile 1 bis 4
DIN EN 12056: Schwerkraftentwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden
DIN EN 12056-1:2001-01 Teil 1: Allgemeine und Ausführungsanforderungen
DIN EN 12056-3:2001-01 Teil 3: Dachentwässerung, Planung und Bemessung
ZVSHK-Fachinformation: Bemessung von vorgehängten und innen liegenden Rinnen
ZVDH-Merkblatt zur Bemessung von Entwässerungen
Entwässerungsanlagen müssen so geplant werden, dass das anfallende Oberflächenwasser von den Dachflächen abgeleitet werden kann. Für die notwendige Flachdachentwässerung wird der Regenwasserabfluss Q auf diese Weise berechnet:
Q = r5,5 x C x A/10.000
Legende:
Q = Regenwasserabfluss [l/s]
r5,5 = 5-Minuten-Regenspende, die einmal in 5 Jahren erwartet werden muss in Liter je Sekunde und Hektar [l/s x ha]. Die Regenspende r5,5 kann für viele große Städte dem Anhang A der DIN 1986-100 entnommen werden. Die Regenspenden anderer Orte oder Regionen können entweder bei den örtlichen Behörden oder beim Deutschen Wetterdienst (KOSTRA-DWD) erfragt werden.
C = Abflussbeiwert (dimensionslos): Der Abflussbeiwert C kann in Abhängigkeit von der Oberflächenrauigkeit der Dachfläche der DIN 1986-100 entnommen werden.
A = Wirksame Dachfläche [m²]: Die wirksame Fläche A muss aus den Planunterlagen oder vor Ort ermittelt werden. Bei Flachdachflächen ist die im Grundriss projizierte Dachfläche einschließlich ebenfalls zu entwässernder Flächen wie Attiken oder ähnliches als wirksame Dachfläche A anzusetzen, wenn Windeinwirkungen nicht berücksichtigt werden müssen.
Mit dem ermittelten Regenwasserabfluss kann die Dimensionierung der Entwässerungsanlage vorgenommen werden. Dabei werden grundsätzlich folgende Möglichkeiten unterschieden:
Freispiegelentwässerung
Bei der Freispiegelentwässerung wird in der Regel jeder Dachablauf (Gully) an einen eigenen Fallstrang (Fallrohr) angeschlossen, der wiederum an die Grundleitung angeschlossen wird. Die Grundleitung ist mit Gefälle zu verlegen.
Druckströmung
Bei der Druckströmung werden mehrere Dachabläufe (Gullys) an eine gefällelose Sammelleitung angeschlossen, unter Berücksichtigung einer Anlaufhöhe unterhalb der Deckenkonstruktion an einer Stelle senkrecht nach unten geführt und an die teilgefüllte Grundleitung angeschlossen. Dabei werden planmäßig vollgefüllt betriebene Rohrleitungen zu Grunde gelegt, wodurch ein Unterdruck im Druckströmungssystem entsteht.
Das nebenstehende Bild zeigt eine Beispiel-Freispiegelentwässerung.
Innen liegende Entwässerung mit Dachabläufen (Gullys)
Dachabläufe (Gullys) sind eine gängige Methode für die Flachdachentwässerung. Die Mindestablaufwerte für Dachabläufe (Gullys) nach DIN 1986-100 bzw. DIN EN 1253-2:
Nennweite | Mindestabfluss | Stauhöhe |
---|---|---|
DN/OD* | [l/s] | [mm] |
50 | 0,9 | 35 |
75 | 1,7 | 35 |
110 | 4,5 | 35 |
125 | 7,0 | 45 |
160 | 8,1 | 45 |
* DN = Nenngröße, OD = Außendurchmesser
Um die Anzahl der notwendigen Dachabläufe (Gullys) zu ermitteln, wird der Regenwasserabfluss Q der zu entwässernden Dachfläche durch die Gullyabflussleistung QN geteilt.
nDA = Q / Q DA
Legende:
nDA = Die Mindestanzahl der Dach- bzw. Rinnenabläufe, auf volle Stückzahl aufgerundet
Q = Der Regenwasserabfluss von einer Dachfläche bzw. von einer Teilfläche, in Liter je
Sekunde [l/s]
Q DA = Das Abflussvermögen des gewählten Dachablaufs in Abhängigkeit von der Stauhöhe (Druckhöhe) am Dachablauf, in Liter je Sekunde [l/s]
Gefälledächer führen dazu, dass die betrachtete Dachfläche durch die vorteilhafte geregelte Wasserführung zu den am Tiefpunkt angeordneten Dachabläufen in Teildachflächen unterteilt wird. Hieraus resultieren in aller Regel unterschiedliche zu entwässernde Einzugsflächen, weshalb jede einzelne Teildachfläche gesondert zu berechnen ist.
Beim Entwässerungssystem muss darauf geachtet werden, dass das Gewicht der Wassermenge keine negative Auswirkung auf die Statik des Gebäudes hat. Deswegen sollte die Anstauhöhe nicht höher sein als die statisch angesetzte Schneelast. Sprechen Sie daher die zulässige Anstauhöhe immer mit dem Statiker ab.
Eine Notentwässerung muss je zu entwässernder Teildachfläche berücksichtigt werden.
Eine Notentwässerung muss die Regenmenge ableiten können, die über die 5-Minuten-Regenspende hinausgeht. Bei Dächern in Massivbauweise, bei denen Niederschlagswasserrückhaltung planmäßig vorgesehen und statisch nachgewiesen ist, kann auf Notentwässerungen verzichtet werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass z.B. Einbauteile und Türschwellen nicht überflutet werden dürfen. Bei Gebäuden mit innen liegenden Rinnen und bei Dächern in Leichtbauweise müssen in jedem Fall Notentwässerungen installiert werden. Bei Gefälledächern muss jede Teildachfläche, die über einen Dachablauf (Gully) entwässert wird, einen zusätzlichen Ablauf haben. Bei Flachdächern ohne Gefälle sollen alle Dachabläufe an den Stellen der maximalen Durchbiegung montiert werden.
Für die Berechnung der notwendigen Notentwässerungssysteme wird folgende Formel genutzt:
QNot = (r5,100 – (r5,5 x C)) x (A/10.000)
Legende:
QNot = Mindestablaufleistung der Notentwässerung [l/s]
r5,100 = 5-Minuten-Regenspende, die einmal in 100 Jahren erwartet werden muss [l/s x ha]
r5,5 = 5-Minuten-Regenspende, die einmal in 5 Jahren erwartet werden muss [l/s x ha]
C = Abflussbeiwert (dimensionslos): Der Abflussbeiwert C kann in Abhängigkeit von der Oberflächenrauigkeit der Dachfläche der DIN 1986-100 entnommen werden.
A = Wirksame Dachfläche [m²]: Die wirksame Fläche A muss aus den Planunterlagen oder vor Ort ermittelt werden. Bei Flachdachflächen ist die Grundfläche des Gebäudes als wirksame Dachfläche A anzusetzen, wenn Windeinwirkungen nicht berücksichtigt werden müssen.
Ein Notentwässerungssystem darf erst nach der vollen Inanspruchnahme des Hauptentwässerungssystems in Gang gesetzt werden. Zudem darf sie nicht an die Grundleitung bzw. Kanalisation angeschlossen werden, da diese für Jahrhundertregen nicht ausgelegt ist. Lässt die Dachgeometrie eine freie Notentwässerung über
die Fassade nicht zu, muss zur Sicherstellung der Notentwässerungsfunktion ein zusätzliches Leitungssystem mit freiem Auslauf auf das Grundstück diese Aufgabe übernehmen.
Für den Fall, in dem keine Notentwässerung vorgesehen wird, müssen die auf der Dachfläche zu erwartenden Überflutungshöhen rechnerisch ermittelt und mit dem Tragwerksplaner abgestimmt sowie ein Überlastungsnachweis nach DIN 1986-100 Ziffer 14.9 geführt werden.
Für die Ausführung von Notentwässerungssystemen gibt es folgende Möglichkeiten:
Die besten Ergebnisse hinsichtlich der Ablaufleistung lassen sich über Attika-Gullys mit Anstauring erzielen, die über einen Sammelbehälter verfügen. Die Montage eines Fallrohres an den Attika-Gully erhöht die Ablaufleistung deutlich.
Bei innen liegenden Kehlen kann die Notentwässerung über erhöhte Dachabläufe (Gullys), Dachabläufe (Gullys) mit Anstauring oder Attikaspeier hergestellt werden.
Bei außen liegenden Rinnen erfolgt die Notentwässerung in der Regel über die Vorderkante der Dachrinne.
Runde Speier haben geringere Ablaufleistungen als vergleichbare Dachabläufe (Gullys) mit gleichem Durchmesser. Aus diesem Grund ist die Anzahl der einzubauenden runden Wasserspeier deutlich höher.
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