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In den 1920er-Jahren wurden entlang des Spessart- und Rhönrings in Darmstadt die Wohnhäuser des Darmstädter Bauvereins errichtet. Insgesamt 50 Gebäude im Geschosswohnungsbau wurden von 1921 bis 1928 vom damaligen Stadtbaurat August Buxbaum geplant und gebaut, um der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu begegnen. Mit klassizistischen Stilelementen, Holzklappläden sowie mächtigen Dächern waren die Gebäude ein Gegenentwurf zum bis dahin vorherrschenden Schlichtwohnungsbau. Neben vertikalen Gesimsen, Rosetten und Fenstergiebeln prägen auch zahlreiche Reliefskulpturen die Anlage und sorgen damit für viel Abwechslung in den Fassadenbildern.
Entlang der ehemaligen Odenwald-Bahntrasse ziehen sich die Gebäude und prägen so den Eingang zur berühmten Ikone des Jugendstils, der Mathildenhöhe in Darmstadt. Bereits damals galt die Siedlung als gelungenes Beispiel für den sozialen Wohnungsbau. Die öffentlich geförderte Mietwohnanlage war nun, knapp 100 Jahre nach Fertigstellung der ersten Häuser, merklich in die Jahre gekommen und bedurfte deshalb dringend einer Modernisierung. Auch mit Blick auf die Bewerbung Darmstadts für die Anerkennung der Mathildenhöhe als UNESCO-Weltkulturerbe plante der Darmstädter Bauverein die Sanierung der Anlage, wofür rund 50 Millionen Euro eingeplant sind. Die Bauarbeiten an den rund 900 Wohnungen werden Zug um Zug abgeschlossen werden. Wegen ihres Ensemblecharakters steht die gesamte Anlage unter Denkmalschutz. So wurde nicht nur die Farbgestaltung der einzelnen Gebäude nach Originalbefunden rekonstruiert, sondern auch die Fenster zeitgenössisch mit Sprossen und Holzklappläden nach dem Entwurf von August Buxbaum wiederhergestellt.
Eine energetische Ertüchtigung der Fassaden kam wegen des Denkmalschutzes nicht infrage, dafür wurden jedoch die Dächer gedämmt. Mit den umfangreichen Sanierungsarbeiten an den Dächern wurden regionale Dachdeckerbetriebe beauftragt: So erhielt die Bärens Kramer Bedachungs GmbH aus Fischbachtal den Auftrag für die Sanierung einzelner Baublöcke, weitere Arbeiten wurden an die Dachbau Kaim & Ehrhardt GmbH & Co. KG aus Groß-Bieberau vergeben.
Nach dem Abriss der alten Bedachung und der Lattung zeigten sich in Teilbereichen bereits große Schäden an der Tragkonstruktion, sodass zahlreiche Sparrenlager erneuert werden mussten. Auch die überstehenden Traufgesimse, die das Erscheinungsbild der Gebäude ganz besonders prägen, mussten in Teilbereichen neu betoniert und aufgemauert werden.
Der Sparrenzwischenraum zu den bewohnten Dachgeschossen wurde anschließend mit einer Lage Mineralwolle ausgefüllt. Im Konzept der denkmalpflegerischen Erneuerung sollte das Erscheinungsbild der Dächer nicht wesentlich verändert werden. Um Wärmeverluste im Dach zu vermeiden, aber auch um den sommerlichen Wärmeschutz zu verbessern, sahen die Planer vom Darmstädter Bauverein zusätzlich eine dünne Aufsparrendämmung mit einem Hochleistungsdämmstoff vor. Dabei legten sie großen Wert auf eine bauphysikalisch sichere Lösung. Diese sollte nicht nur Anforderungen der EnEV entsprechen, sondern auch die Gestaltung der Gebäude nicht beeinträchtigen. So entschied sich der Bauherr für das Dämmsystem Clima Comfort von Braas. Es besteht aus einer Dampfbremse sowie der Dämmung auf Basis von Resol-Hartschaum inklusive einer werkseitig aufkaschierten, diffusionsfähigen Unterdeckbahn.
Sobald ausreichend Dachfläche abgeräumt und der Sparrenraum mit Mineralwolle gefüllt war, verlegten die Dachdecker abschnittsweise eine systemgerechte neue Dampfbremse mit einem sd-Wert von 2 m flächig über der Sparrenebene. Die Verlegung erfolgte schnell und sicher: Die verwendete Dampfbremse war mit einem vorkonfektionierten Doppelklebestreifen ausgestattet, der die luftdichte Verklebung der Bahnen untereinander erleichterte. So werden später in der Nutzung Luftströmungen von innen nach außen und damit verbundene Wärmeverluste verhindert. Wichtig war auch, dass die Dachdecker die Dampfbremse am Traufgesims sowie an alle Dachdurchdringungen wie Gauben und Kaminen luftdicht angeschlossen haben.
Vor dem Traufgesims ordneten die Dachdecker eine Balkenlage an, auf der im späteren Verlauf die Aufschieblinge befestigt werden konnten. Auf der neuen Dampfbremse wurden dann die 80 mm dicken Dämmelemente der Aufsparrendämmung verlegt und die aufkaschierte Unterdeckbahn mit der integrierten Doppelklebezone regensicher und winddicht verklebt. Bei einer Schichtdicke von 80 mm erreicht die verwendete Dämmplatte mit einem Lambda-Wert von 0,21 alleine bereits einen U-Wert von 0,236 W/(m2K). In Verbindung mit der Zwischensparrendämmung werden die Anforderungen der EnEV an das Bauteil Dach mit einem Anforderungswert von 0,24 W/(m2K) problemlos erreicht.
Für die Verlegung der Aufsparrendämmung war es von Vorteil, dass durch das unterseitige Armierungsgitter die Dämmelemente betretbar im Sinne der GS Bau 18 sind. Zur Lagesicherung der Dämmung und um die auftretenden Lasten der neuen Dachdeckung in die Tragkonstruktion einzuleiten, brachten die Dachdecker auf den Dämmelementen Konterlatten mit Spezialschrauben an. Dabei wurden die Systemschrauben, die den Windsog aufnehmen, von den Dachdeckern senkrecht zur Dachneigung eingeschraubt. Um auch die Schubkräfte, die später auf die gesamte Konstruktion mit der Dachdeckung einwirken, aufzunehmen und in die Tragkonstruktion einzuleiten, wurden zusätzlich noch Systemschrauben im Winkel von 60 Grad zur Dachneigung eingeschraubt. Die erforderliche Schraubenanzahl ergab sich aus einer statischen Serviceberechnung der Anwendungsberatung des Herstellers. Damit die Durchdringungsstellen der Befestigungsschrauben bei Regen dicht bleiben und nicht die Holzkonstruktion gefährden, wurde unter der Konterlattung eine Nageldichtung aufgebracht.
Die aufkaschierte Bahn der Dämmelemente ist besonders hochwertig und ermöglicht die Ausführung einer verklebten Unterdeckung entsprechend des ZVDH Merkblatts für Unterdächer und Unterdeckungen. Hierbei bestimmt die Qualität der aufkaschierten Bahn die klassifizierende Einstufung. Die definierten Mindestanforderungen an Unterdeckbahnen mit Grenzwerten, Prüfverfahren und der Zuordnung von Zusatzmaßnahmen geben mehr Sicherheit und Schutz für die Dachkonstruktion, den Dachraum und somit auch für den Bauherrn und den Dachdecker. Auch wenn die Dämmelemente in ihrem Brandverhalten der Klasse E entsprechen, wurden die Dachbereiche um die Brandwände ergänzend mit eingelegten Mineralwollestreifen ausgefüllt und die darüberliegenden Traglatten mit Metallprofilen ergänzt.
In Abstimmung mit der Denkmalpflege wählte der Darmstädter Bauverein für die Neudeckung der Dächer den Biberschwanzziegel Opal Standard, matt in Naturrot von Braas. Dieser Dachziegel vereint mit seinem Rundschnitt und der glatten Oberfläche sowohl historische als auch zeitgemäße Linienführungen. Mit einer Länge von 380 mm und einer Breite von 180 mm ist er zudem für die Deckung von Bestandsgebäuden geeignet. Auf der Firstlatte verlegten die Dachdecker ein luftdurchlässiges und regensicheres Firstabdeckband und im System des Trockenfirsts den konischen Firstziegel HO, der mit einer Firstklammer befestigt und in Verbindung mit dem Firstanfänger „Schmuckscheibe" gedeckt wurde. Um den Nutzwert der Wohnungen unter dem Dach zu erhöhen, bauten die Dachdecker ergänzend zur Belichtung durch die Gauben auch neue Dachfenster ein.
Die Biberdachflächen prägen in Verbindung mit den frisch gestrichenen Fassaden das Stadtbild. Mit der Hochleistungsdämmung ist es zudem gelungen, das Erscheinungsbild der Dächer zu erhalten und in den Dachwohnungen den Wärmeschutz deutlich zu verbessern. Dabei kommt auch der sommerliche Wärmeschutz nicht zu kurz: Der Dachaufbau verbessert die thermische Behaglichkeit in den Aufenthaltsräumen und beugt hoher Erwärmung vor.
Objekt: 50 Wohnhäuser (Darmstadt)
Projekt: Sanierung
Bauherr: Darmstädter Bauverein
Ausführung: Bärens Kramer Bedachungs GmbH (Fischbachtal), Kaim & Ehrhardt GmbH & Co. KG (Groß-Bieberau)
Produkte:
Biberschwanzziegel, matt in Naturrot