Bei der Industriestadt Hagen im Ruhrgebiet kann sich der erste Eindruck für Bahnreisende sehen lassen. Das neobarocke Gebäude des Hauptbahnhofs steht als einer der wenigen Großstadtbahnhöfe im Ruhrgebiet, die die Bombardements im 2. Weltkrieg überwiegend überstanden haben, unter Denkmalschutz und ist Teil der „Route der Industriekultur“.
Noch ein bisschen schöner ist der Hauptbahnhof, seit die Dächer des weitläufigen Komplexes im Rahmen des angekündigten Bahnhofs-Programms als Teil des Corona-Konjunkturpakets energetisch optimiert und neu eingedeckt bzw. abgedichtet sind – ein schöner Zug des Bundesverkehrsministeriums.
Das Hauptgebäude des Bahnhofs mit seinen Steildächern ist nur der zentrale Teil eines größeren Komplexes, der im Lauf der Jahrzehnte quasi organisch wuchs. Nach Norden schließen sich neuere Funktionsgebäude mit einem Flachdach an. Und auf der Westseite des Bahnhofs, zwischen den Gleisen und dem Empfangsgebäude, steht eine alte Technikhalle mit einem flachgeneigten Walmdach.
Die vorhandene Dachkonstruktion war belüftet, und auch heute ist der Raum unter dem Dach ungenutzt. Eine Aufsparrendämmung kam aus Denkmalschutzgründen nicht in Frage, weil sie das Dachbild sichtbar verändert hätte. Doch während in der alten Konstruktion die Ziegel, wie früher üblich, ohne Unterspannbahn auf den Sparren lagen, hatte die Denkmalpflege keine Bedenken, das neue Dach in diesem Punkt nach den Regeln der Technik auszustatten, d.h. mit einer Unterdeckbahn.
Dafür wählten Dachdecker und Bauleitung die Divoroll Maximum+ 2S von BRAAS, eine äußerst wasserabweisende, diffusionsoffene Unterdeckbahn, die wie im Fall des Bahnhofs mit seinem ungeschalten Dach als Unterspannbahn verwendet werden kann und auch als Behelfsdeckung geeignet ist. Sie besteht aus robustem Polyurethan und reißfestem Nagelvlies mit integriertem PP-Gitter und hält selbst stärksten Belastungen stand. Für die Dachdecker des Hagener Meisterbetriebs Daniel Jakobs, der das Dach der Empfangshalle sanierte, war die winddichte Verlegung dank der integrierten Klebestreifen ganz einfach. Die integrierte Dichtlippe verhindert das Eindringen von Feuchtigkeit.
Abgesehen von ein paar winzigen Stellen mit Biberschwanzziegeln z.B. auf den Kaminen war das Dach mit engobierten Ziegeln vom mittlerweile historischen Typ Ludowici Z 30 A und der Heisterholzer Reformpfanne Standard 70 aus der Wiederaufbauzeit nach dem Krieg eingedeckt, unterhalb des Mansardknicks teilweise mit anthrazitfarbenen Betondachsteinen.
Der Z 30 A hatte seinerzeit durch seine funktionelle Formgebung Maßstäbe gesetzt. Das heutige Modell, das ihm nach Form und Größe am nächsten kommt und deshalb auch von der Denkmalpflege akzeptiert wurde, ist der Tondachziegel Heisterholzer Rubin 11V von BRAAS. Er ist der flexible Dachziegel für nahezu alle Baustile. Dank seines hohen Verschiebespiels eignet er sich insbesondere für die Neueindeckung alter Dächer bei vorgegebenen Lattmaßen. Er verknüpft die einfachen Formen der Flachdachpfanne mit den besonderen technischen Anforderungen der Dachsanierung.
Speziell in nördlichen Regionen Deutschlands wird die Heisterholzer Flachdachpfanne Rubin 11V gerne verlegt. Die 11 im Namen steht für den Quadratmeterbedarf von 11,6 Ziegeln. Die weiteren Vorteile des Ziegels:
Durch den Verschiebebereich von 32 mm lässt sich der Ziegel optimal an die vorhandenen Sparrenlängen anpassen.
Mit seinem Wassersperrbereich und der doppelten Ablaufnut sorgt er für zuverlässigen Schutz vor Regen- und Flugschneeeintrag.
Die seitliche Verfalzung führt Regen- und Tauwasser geregelt über den mittigen Wasserlauf des Ziegels ab.
Der anthrazit engobierte Ziegel, der in Hagen zum Einsatz kam, hat eine manganbraune Durchfärbung, die unschöne rote Farbblitzer bei geschnittenen Ziegeln verhindert.
Kehl- und Gratklammern ermöglichten die einfache und schnelle mechanische Befestigung von geschnittenen Dachziegeln.
Hagen liegt in der Windlastzone 1, das Dach ist aufgrund seiner Höhe und Neigung aber durchaus exponiert. Die Anwendungstechnik von BMI errechnete die Zahl und Lage der erforderlichen Sturmklammern. Für spätere Revisions- oder Reparaturarbeiten wurden in regelmäßigen Abständen Sicherheitsdachhaken 3 R als Absturzsicherungen montiert, die als Systemkomponente auf Farbe und Form des Ziegels abgestimmt sind.
Im Traufbereich wurde das Aero-Traufelement eingesetzt, ein kompaktes Fertigteil zur Belüftung an der Traufe mit integriertem Traufgitter als Schutz gegen Vogeleinflug. Es wurde einfach auf die unterste Latte an der Traufe aufgenagelt, ein Aufdoppeln der Trauflatte ist durch die besondere Konstruktion des Elements nicht erforderlich.
Im Firstbereich kam unter dem Konischen First P die Figaroll Plus zum Einsatz, eine innovative First- und Gratrolle mit Lüftungslabyrinth und hoch dehnbaren Seitenstreifen. Dank der freien Lüftungsöffnung > 150 cm² / m sind bis 15 m Sparrenlänge im Satteldach keine zusätzlichen Flächenlüfterziegel erforderlich.
Für die Verwendung der BRAAS-Produkte inklusive des BRAAS-Schneefangsystems und des BRAAS-Clips zur Windsogsicherung konnte BMI auch mit Bleianschlüssen, Metallkehlen oder Metallverwahrung, bedingt durch den Denkmalschutz, eine 15-jährige BRAAS-Systemgarantie auf Regensicherheit des Dachsystems aussprechen.
Über dem Mansardknick hat das Dach eine Neigung von knapp 50°, unterhalb ist es konkav geschwungen. Im oberen Bereich hat die Mansardstufe eine Neigung von ca. 80°, flacht aber dann zur Traufe hin ab. Im Bereich zwischen 75° und 80° DN wurden vorgelochte Dachziegel aus dem Werk Heisterholz geliefert die dann gemäß dem Fachregelwerk für Außenwandbekleidungen mit kleinformatigen Produkten aus Ton geschraubt und geklammert wurden.
Im Süden trennt ein schmaler, eingeschossiger Bau Bahngleise und Bahnhofsvorplatz. Hier sind ein Polizeiposten, ein amerikanisches Spezialitätenrestaurant und eine Bäckerei untergebracht. Dieser südliche Fortsatz verbindet über dem Erdgeschoss ein Flachdach über dem zweigeschossigen Mittelrisalit und dem Eckrisalit am nördlichen Übergang zum Hauptgebäude, links und rechts des Mittelrisalits ein Flachdach auf einem Mansardsockel und auf einem Mansardwalmdach am südlichen Ende dieses Komplexes. Er entstand im Wesentlichen zeitgleich mit dem Hauptgebäude, hat auch das gleiche Fassadendesign und steht ebenfalls unter Denkmalschutz.
Bei nur einem ebenerdigen Geschoss mit Mansardgeschoss bzw. zwei Geschossen bei den Risaliten ist die ganze Fassade vom Bahnhofsvorplatz bis ins Detail problemlos einsehbar. Deshalb war hier die Gestaltung für die Denkmalschutzbehörde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe besonders sensibel. So durften zum Beispiel die durch den Einbau der Dämmung bedingten größeren Bauhöhen des Daches vom Bahnhofsvorplatz aus nicht sichtbar sein und mussten daher zum Dachrand hin keilförmig abgeflacht werden.
Die Flachdachflächen und Mansarddachflächen beliefen sich auf insgesamt rund 3.000 m². Im Bereich des Mansardgeschosses war die vorhandene Dämmung im Auflösungsstadium. Auch das Gestühl musste teilweise repariert werden. Ansonsten galt für den Neuaufbau fast dasselbe wie für das Steildach des Hauptgebäudes: In den nichtgedämmten, weil ungenutzten Bereichen wählten Dachdecker und Bauleitung neben der Divoroll Maximum+ 2S die diffusionsoffene Divoroll Ecotech 2S von BRAAS als Unterspann- bzw. Unterdeckbahn. In den gedämmten, weil genutzten Bereichen, kam mit der hellen DivoDämm Membran 2 2S eine Dampfbremse mit integrierter Doppelklebezone für eine schnelle Erstellung der Luftdichtheitsschicht nach DIN 4103 zum Einsatz. Sie ist mit einem konstanten Sperrwert von 2 m ausgestattet und als Behelfsdeckung für einen bis zu vierwöchigen Zeitraum bis zur Dacheindeckung einsetzbar.
Nächster Schritt im Dachaufbau: die Wärmedämmung als vollflächige Aufsparrendämmung. Hier setzte die Bauleitung auf Thermazone ClimaComfort von BMI, ein hocheffizientes, diffusionsfähiges Dämmmaterial aus Resol-Hartschaum für den Einsatz in der Dachsanierung (λD = 0,021 / 0,022 (W/mK) Dämmleistung). Der Stufenfalz und die integrierte Doppelklebezone erlauben eine wärmebrückenfreie und winddichte Verlegung. Durch den diffusionsfähigen Produktaufbau kann Feuchtigkeit in der Konstruktion nach außen diffundieren. Das sorgt für die schnelle und effektive Austrocknung des Daches und beugt somit Schimmelbildung vor.
Wie auf dem Hauptdach kam auch hier der von der Denkmalpflege präferierte Tondachziegel Heisterholzer Rubin 11V zum Einsatz, der den Dachaufbau im BRAAS System komplettiert.
Im Bereich der südlichen Verlängerung stellte sich am Mansardknick die Herausforderung, einen luftdichten und regensicheren Übergang zwischen der Flachdachabdichtung mit Polymerbitumen und der Steildacheindeckung mit dem Tondachziegel Rubin 11V zu konstruieren.
Zu allen Seiten des Hauptgebäudes und am Nebengebäude oberhalb und unterhalb der Mansardneigung finden sich insgesamt acht Flachdachflächen ganz unterschiedlicher Größe und auch unterschiedlicher Neigung und unterschiedlichen Übergängen und Anschlüssen. Zwei herausgegriffen: das Flachdach am oberen Ende des Mansardknicks auf der südlichen Fortsetzung des Hauptgebäudes und die Technikhalle zwischen dem Bahnhof und den Gleisen. Hier kamen je nach Alter des Gebäudeteils zwei Untergründe zum Tragen, in beiden Fällen aber ein Neuaufbau im icopal System.
Wo ein Beton- bzw. Estrichuntergrund vorlag, wurden die alten Bahnen abgestoßen und anschließend nach der Reinigung des Untergrunds mit dem Elastomerbitumen-Voranstrich Rapid Primer von icopal grundiert. Als Dampfsperre setzten die Dachdecker die kombinierte Elastomerbitumen-Dampfsperr- und Ausgleichsschweißbahn Alu-Villatherm K ein. Eine Entscheidung, die im doppelten Sinne „leicht“ fiel, da es sich bei dieser Bahn dank der Füllstoff-Technologie mit Blähglasgranulat aus ressourcenschonendem Recyclingglas um ein ausgesprochenes Leichtgewicht handelt. Die Dampfsperre und später die erste Lage wurden als Behelfsabdichtung ausgeführt.
Um die geplanten energetischen Werte zu erzielen, erfolgte die Dämmung mit der Thermazone PIR Alu Flachplatte mit Stufenfalz in einer Dicke von 120 mm und einer Wärmeleitfähigkeit von λD = 0,022 W/mK. Dieser Hochleistungsdämmstoff aus Polyisocyanurat (PIR) ist mit einer beidseitig aufgebrachten Aluverbundfolie kaschiert und wurde mit dem lösemittelfreien 1K-PUR-Schaumkleber Teroson EF TK 395 auf dem Untergrund verlegt.
Darauf kam als erste Abdichtungslage die kaltselbstklebende Ausgleichs- und Dichtungsbahn Polartherm SK Plus (auch als Behelfsabdichtung!), als zweite Lage – ebenfalls von icopal – die Elastomerbitumenbahn icopal Ventura in Steingrau. Diese Top-Oberlagsbahn eignet sich als oberste Lage einer mehrlagigen Abdichtung bei Sanierungen auf Dachkonstruktionen aller Neigungen für höchste Beanspruchung.
Als der Bahnhof eingeweiht wurde, war die 3. Klasse, die „Holzklasse“, die billigste und unbequemste Art, sich auf der Schiene fortzubewegen. Nicht aber bei der Dachsanierung. Wo als Untergrund eine Holzschalung vorlag, so zum Beispiel bei der Technikhalle westlich des Bahnhofsgebäudes, verlegten die Dachdecker die hochreißfeste Trennlage Sicotec, aus Elastomerbitumen. Durch die Selbstklebestreifen im Nahtbereich wird sicher verhindert, dass die Schweißflamme unter die ausgelegte Bahn an das Holz gelangt. Im Nahtbereich wurde die Bahn mit Breitkopfstiften alle 10 cm befestigt.
Diese und andere Maßnahmen zur Lagesicherung hatte Christina Gisbrecht aus der zentralen Anwendungsberatung von BMI vorgeschlagen und die Windsogberechnungen für dieses Objekt in der Windlastzone 1 berechnet. Dazu gehörte auch hier die Verlegung der Thermazone PIR Alu mit Teroson EF TK 395.
Als erste Abdichtungslage kam ein weiteres Mal Sicotec zum Einsatz. Als erste Lange im zweilagigen Systemaufbau ist sie prädestiniert für biegeweiche sowie schwingungs- oder erschütterungsanfällige Dachkonstruktionen in der Sanierung. Außerdem ist sie als Behelfsabdichtung zugelassen. Die Oberlage bildet auch hier die Elastomerbitumenbahn icopal Ventura in Steingrau.
Auch in diesem Bereich legte man großen Wert auf Systemzubehör.
So wurden Edelstahl-Systemteile für die Lüftung und Entwässerung verwendet und gemäß den von der zentralen Anwendungsberatung erstellten Entwässerungsnachweisen eingesetzt.
Bis zur Oberlage war die Abdichtung „von der Rolle“. In speziellen Fällen aber kann sie aus dem Eimer kommen. Um komplizierte Details wie Dachdurchdringungen abzudichten, ist die Flüssigabdichtung Profi-Dicht – aus einem Guss und im icopal-System – eine gute Lösung.
Das große Unwetter im Juli, das außer in der Eifel und in Rheinland-Pfalz auch im Raum Hagen gewütet hatte, kam etwas zu früh. Der Starkregen hatte die Volme über die Ufer treten lassen und den Hauptbahnhof komplett überschwemmt. So mussten die Handwerker auf dem Dach und die am Boden gleichzeitig ihre Arbeit aufnehmen. Künftig ist der Bahnhof nun gegen Starkregen besser gerüstet.
Als Dachprofi, der vor allem so komplexe Großprojekte wie Bahnhofsbauten leitet, war das Sanierungskonzept von BMI inklusive der bauphysikalischen Berechnungen überzeugend. Nicht zuletzt wegen der 15jährigen Funktionsgarantie des icopal-Systems.
(Dachdeckermeister Rainer Arenz)
Die Dachsanierung des Hauptbahnhofs war eine komplexe Herausforderung. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit aller Beteiligten wurde sie erfolgreich gemeistert!
(Projektleiterin Meray Kavalaris)
Alles in allem war es eine sehr gelungene Zusammenarbeit des Vertriebes und der regionalen sowie zentralen Anwendungsberatung und das markenübergreifend für Steil- und Flachdach bei einem sehr interessanten denkmalgeschützten Bauvorhaben.
(BMI Experte Dip.-Ing. Dietmar Leupold)
Objekt: Hauptbahnhof (Hagen)
Projekt: 6.000 m² Dachsanierung, davon 3.000 m² Mansarddach (Steil- und Flachdach) und 3.000 m² Steildach
Bauherr: Deutsche Bahn DB Services GmbH (Oberhausen)
Bauleitung: Allianz Handwerker-Services GmbH (Düsseldorf)
Ausführung: DDM Daniel Jakobs (Hagen)
Produkte:
Flachdach Holz:
Beton/Estrich:
Steildach Hauptgebäude:
Divoroll Maximum+
Konischer First P mit Walmkappe, Gratanfänger etc.
Schneefangpfanne mit Gitterstütze
Steildach (Mansarddach) Nebengebäude:
DivoDämm Membran 2 2S
Divoroll Ecotech 2S
Divoroll Maximum+ 2S Unterdeckbahn
Hersteller: BMI Deutschland GmbH (Oberursel)