Dachsanierung auf Rezept

Das Eckgebäude, gleich neben der fünftürmigen evangelisch-lutherischen Bischofskirche St. Lamberti und nahe an Rathaus und Schloss in der Fußgängerzone gelegen, wurde 1907 im damals typischen Mischstil errichtet: drei Stockwerke mit reichem, überwiegend neobarockem Fassadenschmuck. Außerdem mit zwei konvexen Erkern, einem Turmerker am Eck, das vierte Stockwerk als Mansarddach und mit einem Kegeldach in Mansardform über dem Erkerturm.

Im Erdgeschoss versorgte bis 2017 die Rats-Apotheke ihre Kunden. Nach 419-jährigem Bestehen hier und in Vorgängergebäuden musste sie mangels Nachfolger schließen, das Wohn- und Geschäftshaus trägt aber weiter den bekannten Namen. Die Räume der Apotheke nutzen mittlerweile eine Kekserei und eine Metzgerei.

Denkmalgerechte Sanierung erforderlich

Inzwischen ist das Gebäude als Einzel-Baudenkmal eingestuft. Bei einer ausführlichen Gebäudeinspektion im Auftrag der Unteren Denkmalschutzbehörde wurden am Mansarddach schadhafte Biberschwanzziegel festgestellt, ebenso Reparaturbedarf an der Dachentwässerung, den Blechverkleidungen am Ortgang und an den Schornsteinköpfen, an der Verkittung einzelner Dachfenster und am Holzanstrich am Mansardknick.

Die Bauherrengemeinschaft entschloss sich zu einer umfassenden Sanierung und beauftragte mit der Planung das Architekturbüro Dipl.-Ing. Michael Ecke aus Oldenburg. Der Auftrag zur Ausführung der Dachdecker-, Zimmerer- und Blechnerarbeiten ging an die Dachdeckerei Ahlers aus Edewecht-Husbäke. Bei den Materialien wählten Planer und Handwerker Produkte der BMI Marken BRAAS und icopal.

400 Quadratmeter Steildach saniert

Nachdem die alten Biberschwanzziegel und die alte Lattung vom 400 Quadratmeter großen Steildach entfernt waren, wurde erstmal die Tragfähigkeit des Dachstuhls geprüft und dieser instandgesetzt, um die statische Grundlage für die Neueindeckung herzustellen.

Das Steildach wurde wie schon das Bestandsdach als belüftetes Dach ausgeführt. Für die aktuell geforderte energetische Ausrüstung sorgen die Dampfbremse DivoDämm-Membran 2 2S, schlaufenförmig verlegt, und Holzfaserdämmmatten auf der obersten Geschossdecke.

Unterdach vierfach sicher mit Divoroll Comfort 4D

Die erste Maßnahme: Einbau der naht- und perforationsgesicherten Unterdeckbahn Divoroll Comfort 4D. Sie bietet mit ihren vier Lagen vierfache Sicherheit:

• Die oberste Lage – die SealPro Spezialbeschichtung mit oberseitigem Klebestreifen – ist extrem robust und abriebfest und lässt mit ihrem Abperleffekt Wasser besser abfließen.

• Das DuraProtect Hochleistungs-Vlies als zweite Lage bietet mit Dauerimprägnierung ebenfalls maximalen Schutz vor Feuchtigkeit.

• Die dritte Lage ist eine diffusionsoffene Funktionsmembran,

• die unterste Lage wieder DuraProtect, jetzt aber mit unterseitigem Klebestreifen.

So konnte die Bahn bis zu zehn Wochen lang als Behelfsdeckung offen auf dem Dach bleiben – bei dem wechselhaften Wetter während der Innenarbeiten eine willkommene Sicherheit. Danach brachten die Dachdecker die Konterlattung und die Lattung auf.

Denkmalgerechte Neueindeckung mit Opal Standard

Beim Dachziegel orientierte man sich am Befund und wählte in Absprache mit der Denkmalpflege den naturroten „Opal Standard“ von BRAAS im Segmentschnitt, in Doppeldeckung verlegt – eine gute Wahl für die Sanierung denkmalgeschützter Gebäude ebenso wie von Neubauten, die sich an historischer Architektur orientieren. Mit seinem charakteristischen Schnitt und der glatten Oberfläche vereint er traditionelle mit zeitgemäßer Linienführung.

Systemkomponenten von BRAAS für First und Grat sowie für die Sturm- und Schneesicherung

An Firsten und Graten kam die First- und Gratrolle Figaroll Plus zum Einsatz. Sie zeichnet sich durch ihr Lüftungslabyrinth mit doppelseitigen Kanälen aus. Das durch dehnbare Seitenstreifen optimal anformbare Produkt schützt die Unterkonstruktion vor Regeneintrieb und Feuchtigkeit, bietet aber zugleich eine hohe Lüftungsleistung. Das trägt zur hohen Langlebigkeit der Dachkonstruktion bei.

Oldenburg liegt in der Windlastzone 3, entsprechend wurden die Sturmklammern gesetzt. Zur Schneesicherung montierte man an den Traufseiten das BRAAS Schneefangsystem. Der Auftrag für die Dachdecker umfasste auch Austausch oder Reparatur der schadhaften Dachrinnen und Fallrohre, die Erneuerung der schadhaften Deckbretter im Mansardknick und die Ausbesserung der Schornsteinköpfe. Hinzu kam die Ertüchtigung der Trennwände im Spitzboden gemäß Brandschutznachweis 4.

Fenstergauben mit Flüssigabdichtung Profi-Dicht abgedichtet

Um die Belichtung im Dachboden zu erhalten, wurden die maroden Stahldachfenster zum Innenhof durch neue ersetzt. Auch die zwei Wohnraum-Dachfenster mit Blick zur Lambertikirche wurden durch neue, farblich an die Ziegel angepasste Dachflächenfenster ersetzt. An der Blechabdeckung der Fenstergauben kam die Flüssigabdichtung Profi-Dicht von icopal zum Einsatz.

Bei Balkon und Terrasse lohnt sich nun nicht nur der Fernblick auf die (anderen) Dächer und Türme, Straßen und Plätze der Stadt, sondern auch der Nahblick, einmal nach unten auf die neue schicke Abdichtung, dann nach hinten auf die ästhetische Biberlandschaft auf dem Steildach. Mit der Gewissheit, dass nun in funktionaler Hinsicht alles in trockenen Tüchern ist.

Für Dachdeckermeister André Ahlers ein gelungenes Projekt:

„Wenn Bauherren und Planer auch bei der Wahl der zur Sanierung eingesetzten Produkte auf hohe Qualität setzen, macht die Arbeit gleich doppelt Spaß. Noch mehr, wenn das ganze Leistungsspektrum des Dachdeckers gefragt ist, vom Dachstuhl über Flach- und Steildach bis hin zu Blecharbeiten.“